11.2001 gitarre & bass Test: Dirk Groll

 

 

Der kompromisslose Retro-Trend neigt sich spürbar dem Ende zu und mutige Innovationen stoßen wieder auf Interesse bei den Bassisten. Und mutig kann man es nur nennen, ausgerechnet den beliebtesten Bass-Klassiker als Vorlage für ein völlig holzfreies "Mixed Composites"-Konstrukt zu nehmen.

Übersicht
Fabrikat: Basslab
Modell: Soul Bass
Gerätetyp: viersaitiger E-Bass mit Hohlkorpus
Herkunftsland: Deutschland
Mensur: 864 mm, Longscale
Hals: einteilig mit Korpus, Faserverstärktes Laminat, 20 Bünde plus Nullbund
Halsbreite: Nullbund: 42 XII. Bund: 58 (mm)
Saitenabstände Steg: einstellbar Hersteller-Justierung 21 mm
Korpus: faserverstärktes Laminat einteilig mit Hals
Oberflächen: Glanzlack
Tonabnehmer: passiv; 2x Rough Crystal Humbucker
Elektronik: aktiv, BassXX Dreiband-EQ mit parametrischen Mitten Bedienfeld: 2x Volumen; Doppelpoti Bässe/Höhen mit Zugschalter aktiv/passiv, Mitten Pegel, Mitten Frequenz, Batterie-Kontroll-LED
Batterie: 1x 9 Volt
Stromaufnahme: ca. 0,6 mA
Mechaniken: schwarz; gekapselte Kluson-Stimm-Mechaniken, Wilkinson-Steg mit dreidimensional justierbaren Saitenreitern, arretierbare Göldo-Gurthalter
Gewicht: ca. 3,4 kg
Vertrieb: Basslab D-34123 Kassel
Preis: ca. DM 4950,- inkl. Gigbag


Leichter, schneller, sustainstärker - das sind die Eigenschaften, auf die Basslab es bei ihren teilweise sehr eigenwillig geformten "Kunststoff"-Instrumenten abgesehen hat. Der Soul Bass ist nun das Modell für die Freunde einer klassischen Formgebung. Unser Testbass ist ein erstes Exemplar und kann aufgrund der Einzelfertigung durchaus in vielen Punkten noch an die speziellen Wünsche des Kunden angepasst werden.


Konstruktion
Anders als bei den üblichen Herstellungsverfahren von Graphit-Hälsen und -Bodies benötigt die Basslab-Methode keine teuren Gussformen. Hier wird für jedes Instrument zunächst ein Kern hergestellt, um den herum dann der Bass aus verschiedenen Fasern und Kunstharz aufgebaut wird. Der Kern wird später durch ein chemisches Verfahren aufgelöst, so dass die Basslab-Instrumente nur noch aus einer dünnen, aber sehr stabilen Außenhülle bestehen. Was das fürs Gewicht bedeutet, kann man sich leicht ausmalen: Unser Test-Viersaiter wiegt nur 3,4 kg, woran wohl die metallene Hardware einen nennenswerten Anteil hat. Auch noch leichtere Ausführungen sind problemlos möglich.
Ein wichtiger Punkt liegt zudem darin, dass bei der Basslab-Konstruktion die Trennung zwischen Hals und Korpus entfällt; das Instrument ist komplett aus einem Stück! Dies sichert der faserverstärkten Laminat-Konstruktion günstige Eigenschaften bezüglich der Tonansprache und der Klingdauer.
Unser schwarz lackierter Soul-Test-Bass ist ein erster Prototyp und präsentiert sich entsprechend rustikal mit rundum welligen Lack-Oberflächen und einem gewissen Pionier-Charme. Was man ja nicht unbedingt als Nachteil ansehen muss, sondern auch als eine Form von Design einstufen kann. Wie der Hersteller aber mit anderen, weiter fortgeschrittenen Serienmodellen belegen kann, liegt der übliche Basslab-Verarbeitungsstandard weitaus höher.


Elektronik

Gewisse Verbesserungen im Vergleich mit der traditionellen Vorlage mögen Geschmackssache sein, aber hier versichert Basslab, dass man natürlich auch bei Pickups, Elektronik und Hardware den Wünschen des Kunden entsprechen kann.
Der Test-Bass ist jedenfalls mit nebengeräuschfrei arbeitenden Humbuckern, Spezialanfertigungen von LeFay, bestückt und besitzt eine dreibandige Aktiv-Klangregelung mit parametrisch durchstimmbarem Mittenbereich. Entsprechend viele Potiknöpfe finden sich auf dem Soul Bass, zumal man sich die klassische Mischvariante mit zwei getrennten Volumenreglern für die Pickups nicht nehmen ließ. Bässe und Höhen sind in einem doppelstöckigen Poti zusammengefasst, Frequenz- und Pegelsteller für den Mittenbereich sitzen wiederum auf getrennten Poti-Plätzen. Der Knopf für den Höhenregler fungiert hier gleichzeitig als Zugschalter, mit dem man den aktiven Equalizer abschalten kann. Die Aktivschaltung wird durch eine 9-Volt-Batterie gespeist, die auf der Korpusrückseite in einem separaten Klappfach untergebracht ist. Durch die relativ geringe Stromaufnahme von ca. 0,6 mA braucht man sich freilich nur sehr selten um einen neuen Saftspender zu kümmern.
Oberhalb des Tonabnehmers in der Halsposition hat Basslab eine Kontroll-LED ins "Schlagbrett" eingebaut, die rechtzeitig aufleuchtet, wenn Batterien oder Akkus ihren Lebensgeist aushauchen. Im Grunde ein nützliches Feature, aber die Platzierung im Spielbereich, wo man ggf. seinen Daumen aufstützen möchte, erscheint nicht so gelungen. Das ist auch bei Basslab schon aufgefallen, und man hat die LED nun einfach unter die Saiten verlegt.
Der rückwärtige E-Fach-Deckel ist eine optisch interessante Zutat, da er ein Geflecht aus Kevlar- und Karbonfasern zeigt. Eine zusätzliche Abschirmung benötigt die Elektronik des Soul nicht, da der Bass ja unter anderem mit leitfähigen Karbonfasern gebaut ist.


Mechaniken
Auf der Kopfplatte sitzen die feingängigen, gekapselten Kluson-Tuner im Gotoh-Look, die man inzwischen auch bei vielen anderen Edel-Bässen benutzt. Der verwendete Wilkinson-Steg bietet dreidimensionale Justiermöglichkeiten für jede Saite, allerdings keine wirksame seitliche Führung für die Saitenreiter. Optisch passt dieser Steg mit seinem technisch-komplizierten Aussehen gut zum Basslab-Viersaiter. Die montierten Göldo-Gurthalter erlauben die Verwendung arretierbarer Gurtstücke nach dem Schaller-Prinzip, geben aber auch einem konventionellen Gurt ausreichenden Halt.
Handhabung
Bei dieser ersten Jazz-Bass-Studie von Basslab hat man zunächst das Hauptgewicht auf die optische Erscheinung gelegt, weniger auf absolut identische Maße. So besitzt der Test-Bass einen recht kräftig geformten Hals, der eher an einen fetten '51 er Precision erinnert, gleichwohl bei etwas Gewöhnung gut spielbar ist. Zumal die gleichmäßige Bundierung mit dicken Jumbo-Bünden eine niedrige Saitenlage zulässt. Wegen der Steife des Laminat-Materials wären natürlich auch dünnere Halsprofile kein Problem.
Am Gurt zeigt der Soul Bass das typische Verhalten eines Jazz Basses und fühlt sich in der Waagerechten am wohlsten. Allerdings zieht der Basslab-Viersaiter nicht an der Schulter, weil er viel leichter als das hölzerne Original ist. Vielmehr gehören bei diesem 3,4-Kilo-Bass die leichte Beherrschbarkeit und der Spielkomfort zu den besonderen Stärken - kein Problem, mit dem Basslab bequem eine abendfüllende Vorstellung zu absolvieren.

Klangverhalten
Der Grund-Sound dieses Basses ist eine große Überraschung, denn wer damit gerechnet hätte, dass dieses Leichtgewicht ein völlig "anderes" Klangverhalten an den Tag legt, wird verblüfft feststellen müssen, dass der Hersteller es tatsächlich geschafft hat, dem Soul traditionelle Klangqualitäten einzuhauchen! Natürlich begeistert die leichte Tonansprache, ein derart kerngesundes und gleichmäßiges Sustain wird man so bei kaum einem Holz-Bass vorfinden. Aber der Gesamteindruck deutet unzweifelhaft in die Fender-Richtung!
Von einem kühlen und seelenlosen Kunststoff-Sound kann hier nicht die Rede sein, vielmehr zeigt sich das Instrument im besten Sinne gutmütig und erzeugt einen warmen, charaktervoll schnurrenden Ton, der nach Holz klingt. Die Gewichtung der Obertöne, das charakteristische Frequenzspektrum, die Reaktion des Basses auf Variationen der Anschlagstärke - in praktisch jeder Hinsicht repräsentiert der Soul Bass die geschätzten Charakterstärken der HolzFraktion. Einen feinen Hauch blitzender Drahtbrillanzen fügt er freilich dem homogen-gutmütigen ,,Vintage-Sound" hinzu, natürlich auch die bereits erwähnten Qualitäten bezüglich der Gleichmäßigkeit und eines langen Sustains. Offenbar lässt sich nach der Basslab-Konstruktionsmethode das Klangergebnis gezielt steuern, jedenfalls trifft dieses Instrument klanglich auch
genau den Sound, den man von einer solchen Bassform erwartet. Mit der eingebauten Aktiv-Elektronik lässt sich das Ergebnis in weiten Bereichen variieren, wobei aber die einzelnen Regler angenehmerweise nicht auf maximale Wirkung abgestimmt wurden, sondern durch ihre Beschränkung auf praxistaugliche Varianten ausgesprochen feinfühlige Einflussnahme auf den überzeugenden Grundsound erlauben. Das gilt auch für den parametrischen Mittenregler, der zwar eine weite Vielfalt an Timbre-Nuancierungen abdeckt, aber damit den stimmigen Grundsound nicht aus den Fugen hebt.

Resümee
Der Basslab Soul Bass erinnert nicht nur optisch an einen Jazz Bass, zum größten Erstaunen bietet er auch klanglich die Stärken des Originals! Aufgepeppt mit einem beeindruckend gleichmäßigen Sustain und licht anspringender Schnurrfreude, erzeugt der Viersaiter keineswegs einen kühlen HiTech-Sound, sondern trifft die charakteristischen Resonanzen eines Holzbasses in verblüffend authentischer Weise. Was die Halsmaße angeht, käme eine nähere Orientierung am schlanken Jazz-Bass den meisten Kunden sicherlich entgegen; dieser erste Prototyp zeigt sich nicht nur in dieser Hinsicht noch recht rustikal. Aber aufgrund der Einzelbauweise und der Material-Eigenschaften dürfte eigentlich jede Formvariante problemlos herzustellen sein. Das angenehm geringe Gewicht und das begeisterne Klangverhalten des Soul lassen jedenfalls einen Zweifel zu an der Kompetenz der Basslab-Macher.


Plus
• Variationsmöglichkeiten
• geringes Gewicht
• Klangverhalten
• Charakterton
• Ausstattung


Minus
• Lackierung
• Halsmaße

11.2001 gitarre & bass Test: Dirk Groll