02.2004 gitarre & bass Test: Dirk Groll

Der Halbresonanz-Bass ist eigentlich ein sehr traditionelles Design und wurde weitgehend vom massiv gebauten Bass verdrängt, der bei lauter Verstärkung nicht zum Rückkoppeln neigt. Beim Jazz Bass von Fender handelt es sich um den typischen Vertreter des traditionellen Solidbody-Basses aus Massivholz. Und mit allen Traditionen bricht der Soul Bass von Basslab, der ausgerechnet ein J-Bass-Design mit Halbresonanz-Body ausstattet, und das auch noch in Kunststoff-Bauweise.
Traditionalisten sind verständlicherweise entsetzt, doch sie sollten das ungewöhnliche Instrument mit der vertrauten Form erst einmal antesten, denn es entwickelt einen reizvollen Ton, der durchaus eigene Klasse hat und keineswegs gnadenlos nach „modern“ klingt. Der reichen Oberton-Entfaltung moderner Materialien nimmt die Halbresonanz-Bauweise ihre klinische Kälte, dem Halbresonanz-Prinzip verhilft das Faser-Laminat zu vorteilhafter Detailfeinheit, gegenüber der Solidbody-Bauweise ist hier ein prägnanteres Charakter-Timbre zu bemerken. Und gleichzeitig blendet Basslab hier einige Nachteile in Sachen Rückkopplung aus. Sind das nicht alte Anliegen aller Zeiten?

Konstruktion
Das Herstellungsverfahren ist im Bassbau einzigartig: Um einen Formkern laminiert Basslab aus diversen Fasermatten, Additivmaterialien und Kunstharzen das spätere Instrument – ganz im Gegensatz zu der üblichen Graphithals-Bauweise, die eine geschlossene Aussenform benötigt. Die Materialbeschreibung als „acoustically optimized Mixed Composite“ mit ca. 3 bis 4 mm Wandstärke klingt geheimnisvoll und basiert im Wesentlichen auf den bewährten Graphitfasern, die zur akustischen Feinabstimmung mit Additiven und Harzmischungen in einem Spezialverfahren kombiniert werden. Ganz so perfekte Oberflächen wie beim Arbeiten mit Außenform ergibt die Basslab-Bauweise zwar nicht, eröffnet dem Instrumentenbauer aber ohne extreme Kosten große Freiheiten in der Formgestaltung und Variation. Und wer das ungewöhnlich leichtgewichtige Instrument in der Hand hält, wird schnell etliche Vorzüge entdecken.
Da hier der komplette Hohlbass aus einem Stück ist, entfällt neben der Befestigungsproblematik bei Hals und Korpus nebenbei auch so manche Schraube. Das helle Schlagbrett ist bei unserem Testbass nicht aufgeschraubt, sondern schlicht und einfach eine erhabene Zone, die eben nicht in der metallicglänzenden Korpusfarbe (British Racing Green) mitlackiert wurde. Ergonomisch und klanglich hat Basslab eine bemerkenswert hohe Güte erreicht; dass einige Details wie Oberflächen-Glattheit und saubere Lackkanten einen eigenen, rustikalen Charme entfalten, scheint in der eigenartigen Herstellungsmethode begründet. Als Extras mit maßvollem Aufpreis bietet unser Soul-Viersaiter einen Halsspannstab zum Feinjustieren der Halskrümmung (grundsätzlich beim steifen Halslaminat verzichtbar) sowie sechs Schalloch-Schlitze im Hohlkorpus, die einen volleren, lauteren Akustiklang zum Üben bereitstellen. Im Hals sitzen 20 breite Jumbobünde plus Nullbund, die Saitenführung am Kopfende ist aus Aluminium hergestellt.

Ausstattung
Gekapselte Kluson-Stimmechaniken machen präzises Feinstimmen leicht, der solide gebaute ABM-Steg sorgt mit klemmarretierten Saitenreitern dafür, dass keine Schwingsenergie unnütz vergeudet wird. Die montierten Gurthalter passen zum Security-Lock-System von Schaller, können aber auch einen normalen Gurt ausreichend sicher halten.
Die beiden passiven Humbucker werden von Rough Crystal (LeFay) geliefert und arbeiten im Soul Bass mit der aktiven BassXX-Elektronik zusammen, die neben Klangreglern für Bässe und Höhen auch einen parametrisch durchstimmbaren Mittenregler besitzt. Entsprechend viele Knöpfe finden sich auf dem Instrument, wobei deren enge Anordnung spitze Finger beim Einstellen erfordert. Zur Führerscheinpflicht gehört auch das Auswendiglernen der Funktionen, die sich zunächst nicht von alleine erschließen. Es stehen nämlich zwei getrennte Volumenregler zur Verfügung, wobei beide Potiknöpfe mit Zugschalter-Funktionen ausgestattet sind: einmal als Aktiv/Passiv-Schalter, einmal als Mute-Feature (Stummschaltung). Bass- und Treble-Regler sind in einem doppelstöckigen Poti zusammengefasst, während Frequenz- und Pegelsteller für den Mittenbereich auf zwei Potiplätze verteilt wurden.
Der Strombedarf der BassXX-Schaltung ist mit ca. 0,5 mA sehr bescheiden, so dass man mit einer guten 9-Volt-Batterie bis zu 1000 Betriebsstunden erreichen kann. Zur Kontrolle des Batteriezustands ist trotzdem eine LED eingebaut.

Handhabung
Trotz der J-Optik fühlt sich der Hals unseres Testbasses eher nach Preci an, was daran liegt, dass er am Sattel 42 mm breit ist. Vor allem für Spieler, die eine festere Gangart bevorzugen, dürfte der breitere Hals vorteilhaft mehr Platz für den Fingersatz bieten, für volldynamische Anschlagstechnik sind die Saitenabstände vom Hersteller auf 20 mm einjustiert. Das „durchgehende“ Halsdesign ergibt einen schön flachen Übergang zum Korpus, so dass der bemerkenswert leichtgängig spielbare Viersaiter bis zum höchsten Bund ungehindert bearbeitet werden kann. Ein großer Vorzug der ungewöhnlichen Bauweise liegt noch im angenehm geringen Gewicht und der günstigen Balance, so dass man den Soul Bass am Gurt praktisch nicht spürt.

Klangverhalten
Wo bei einem Holzbass eine gesunde Masse dem guten Ton immer föderlich ist, kommt die Hohlkonstruktion von Basslab offenbar ohne schweres Gewicht aus und schöpft seine bemerkenswerten Klangqualitäten aus dem eigentümlichen Schwingungsverhalten des Faserlaminats. Denn anders als beim Masse-Prinzip“, wo eine möglichst schwere, nicht mitschwingende Konstruktion verhindern soll, dass den Saiten Schwingungsenergie entzogen wird, wird die hohle Laminathülle bei Basslab hör- und fühlbar mit in den Schwingprozess einbezogen und interagiert deutlich mit dem Saitenton. Heraus kommt dabei ein sehr schnell und sensibel ansprechender Ton mit beachtlicher Sustainstärke. Der Grundcharkter ist gleichzeitig luftig und offen wie auch intensiv; erstaunlicherweise kommt der Drahtton der Roundwounds hier weniger metallisch-kühl rüber als bei einem schweren Holzbass, sondern wird bei frischer Obertonentwicklung angenehm gutmütig und sahnig präsentiert – offenbar schluckt die fein abgestimmte Materialkomposition hier genau die richtigen, nämlich die unangenehm harschen Frequenzbereiche.
Die gewogene Transparenz des Basses wird durch die Rough-Crystal-Humbucker detailfein und mit saftiger Bassigkeit übertragen. In den Mitten kommt eindeutig eine charaktervolle, körperstarke Halbresonanz-Note zum Tragen, während der Soul IV in der Brillanz und Klingdauer mit den besten Solidbody-Bässen konkurrieren kann. Die exakte Ansprache wird ohne schrille Härte übertragen, und auch bei lauteren Pegeln zeigt das Hohlinstrument keine unbeherrschbare Neigung zum Rückkoppeln. Ein Unterschied zum Holzbass ist noch besonders beim Slappen zu bemerken, wo die aufklatschende Saite nicht nur ein hartes, metallisches Klicken ergibt, sondern auch etwas tiefer liegende Frequenzbereiche in der Impulswiedergabe repräsentiert.
Durch die Halbresonanz-Schlitze ergibt sich übrigens beim rein akustischen Spiel ein ausreichender Pegel mit fülligen Mitten, in der Klangwärme schmeichelnd und erstaunlich nah am Holzsound. So machen auch „Trockenübungen“ Spaß!
Resümee
Die eigenständige Bauweise von Basslab führt eindrucksvoll vor, dass man mit modernen Materialien nicht zwingend eine kühle Klanghärte assoziieren muss. In erstaunlicher Weise verbindet die einteilige Hohlkonstruktion des Soul Basses Sustain- und Obertonstärke mit einer gutmütig-runden Ausgewogenheit und viel Charakter, der einerseits einem hölzernen Halbresonanzbass zur Ehre gereichen würde, ihn aber im feinen Detailreichtum locker übertrifft. In jeder Hinsicht zeigt sich das Instrument leichtgängig und unproblematisch, nur bei der engen Knopf-Ansammlung des Bedienfelds könnte die Übersichtlichkeit verbessert werden.
Plus
Klangverhalten, Sustain, gutmütige Transparenz
Variationsmöglichkeiten
Geringes Gewicht
Ausstattung

Minus
Enge Knopfanordnung Bedienfeld

Übersicht
Fabrikat: Basslab
Modell: Soul IV Bass
Gerätetyp: viersaitiger E-Bass mit Hohlkorpus
Herkunftsland: Deutschland
Mensur: 867 mm, Longscale
Hals: einteilig mit Korpus, faserverstärktes Laminat, 20 Bünde plus Nullbund
G&B_Soul-IV_brg Nullbund 42 mm
12. Bund 57 mm
Saitenabstände Steg: einstellbar; Hersteller-Justierung 20 mm
Korpus: faserverstärktes Laminat, einteilig mit Hals
Oberflächen: Glanzlack
Tonabnehmer: passiv; 2x Rough Crystal Humbucker
Elektronik: aktiv; BassXX Dreiband-EQ m. parametrischen Mitten
Bedienfeld: 2x Volumen mit Zugschaltern Aktiv/Passiv u. Mute, Doppelpoti Bässe/Höhen, Mitten Pegel, Mitten Frequenz, Batterie-Kontroll-LED
Batterie: 1x 9 Volt
Stromaufnahme: ca. 0,5 mA
Mechaniken: verchromt; gekapselte Kluson-Stimmechaniken, ABM-Steg mit dreidimensional justierbaren Saitenreitern, arretierbare Gurthalter
Gewicht: ca. 3,4 kg
Extras: einstellbarer Halsspannstab, Halbresonanz-Schlitze im Korpus
Vertrieb: Basslab, D-34123 Kassel
Preis: ca. € 2500 inkl. Gigbag, zuzügl. € 100 Aufpreis für Extras

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