05.2001 gitarre & bass Test: Dirk Groll


Unglaublich leicht und klingt: Die deutsche Marke Basslab hat sich ein Verfahren patentieren lassen, mit dem sich auch ungewöhnliche Instrumenten-Kreationen bei angenehm günstigem Gewicht realisieren lassen. Und schon der erste Klangeindruck ist hervorragend.

Übersicht
Fabrikat: Basslab Modell: STD-VI
Gerätetyp: sechssaitiger E-Bass mit Hohlkorpus
Herkunftsland: Deutschland
Mensur: 860 mm, Longscale
Hals: einteilig mit Korpus, Faserverstärktes Laminat, 24 Bünde plus Nullbund
Halsbreite: Nullbund: 57, XII. Bund: 76 (mm)
Saitenabstände Steg: einstellbar Hersteller-Justierung 17 mm
Korpus: faserverstärktes Laminat, einteilig mit Hals
Oberflächen: Glanzlack
Tonabnehmer: passiv; 2x Rough Crystal Humbucker
Elektronik: aktiv DaCapo Dreiband-EQ Bedienfeld: 2X Volumen; Doppel-Poti Bässe/Höhen mit Zugschalter aktiv/passiv, Mitten
Batterie: 1x 9 Volt, auch Akku
Stromaufnahme: ca. 0,4 mA
Mechaniken: schwarz; ABM-Steg mit dreidimensional /justierbaren Saitenreitern und Klemm-Arretierungen, ABM Headless-Tuner und Saitenhalter, arretierbare Gurthalter
Gewicht: ca. 3,5 kg
Vertrieb: Basslab D-34123 Kassel Preis: : ca DM 5790,-


Holz als traditionelles Material für den InsInstrumentenbau hat schon manche Attacke überstanden und ist nach wie vor noch der Werkstoff Nummer Eins. Oder besitzt mittlerweile jeder Bass einen Graphit-Hals? Dem stehen wohl zunächst der höhere Preis und die kompliziertere Fertigung vor, alldieweil die Klangstärken beim Kohlefaser-Laminat ja auch deutlich woanders liegen als bei der altgewöhnten Holzkonstruktion. Auch der Einsatz von Kunststoffen beim Korpus hat sich bisher nicht durchsetzen können, obwohl auch hier schon einigermaßen überzeugende Ergebnisse vorzuzeigen waren. Basslab hakt da nun in variierter Form nach, wobei nicht nur ein extrem verringertes Gewicht im Vordergrund steht, sondern auch
spitzenmäßige Sound-Eigenschaften angepeilt werden. Das wollen wir uns doch einmal anhören.

konstruktion
Hier geht es übrigens nicht in erster Linie um Design - wenngleich die Messe-Exponate von Frankfurt doch allesamt ziemlich anders aussahen, als man es üblicherweise von einem E-Bass gewöhnt ist. Bassiab-Gründer Heiko Höpfinger ist Diplom-Physiker, und aus dieser Richtung stammte auch die Motivation, sich an die Verbesserung eines Saiteninstrumentes zu begeben. Die auffälligen Fantasy-Formen der bisherigen Instrumente sollen wohl auch vorführen, was durch die neuartige Bauweise möglich ist. Theoretisch könnte man in dieser Weise aber auch einen Fender Precision nachbauen.
Grundsätzlich gibt es bei den Basslab-Instrumenten keine Trennung von Hals und Korpus mehr. Aufgeschraubt, eingeleimt, durchgehend - alles perdu, denn die Basslab-Bässe sind einteilig gebaut. Was übrigens, für sich alleine genommen, schon sehr interessant ist. Die Hohlbauweise erlaubt eine dramatische Gewichtsreduzierung gegenüber hölzernen E-Bässen. Und weil das Gewicht hier keine große Rolle spielt, sind auch dickleibige Exotenformen problemlos möglich. Auf der Frankfurter Musikmesse wurde ein wirklich spielbarer Doubleneck-Bass vorgezeigt, der komfortabel wie ein guter Fourstring an der Schulter hängt.
Das Herstellungsverfahren bei Basslab kehrt die gewöhnliche Verfahrensweise, wie sie bei Graphit-Konstruktionen angewendet wird, um. Für einen Kohlefaser-Laminathals muss zuerst eine äußere Form gefertigt werden, in die dann das Fasergewebe eingelegt und unter hohem Druck mit einem Kunstharz vergossen wird. Bei Basslab wird das Komposit aus Kohle- und anderen Fasern um eine Kernform herumlaminiert. Dadurch ergeben sich natürlich größere Freiheiten bei der letztendlichen Formgebung. Wenn das Instrument fertig aufgebaut ist, kann der nicht mehr benötigte Kern durch ein chemisches Verfahren aufgelöst und entfernt werden.
Das Hohlinstrument reagiert sensibel auf Materialvariationen seiner wenige Millimeter dünnen, aber stabilen Außenhaut. Dadurch lässt sich das Klangverhalten bei Basslab in recht weiten Grenzen maßschneidem, was einleuchtet. Prinzipiell unterscheidet sich der Stoff, aus dem unser Basslab-Sixstring ist, gar nicht so stark von einem Karbonbass, auch hier kommt ein Komposit auf Karbonfaser-Basis zum Einsatz. Aber die Feinabstimmung des Materialmixes, an der Basslab gut 4 Jahre geforscht hat, erlaubt, zusammen mit der gut kontrollierbaren Fertigungsweise ganz andere (Klang-)Ergebnisse.
In der Hand hält man beim STD-VI-Bass ein rundum deckend glanzlackiertes Instrument aus einem Guss. Ein wenig problematisch gestaltet sich die perfekte Lackierung beim Griffbrett, wie man bei genauerem Hinsehen an den Lackresten an der Basis der Bundstäbchen erkennen kann. Das ist aber auch bei einem bundierten Maple Griffbrett nicht anders, welches ja zum Schutz gegen vorzeitige Verschmutzung ebenfalls lackiert werden muss.

ausstattung
Der STD-VI ist mit Headless-Hardware von ABM bestückt, die tadellos arbeitet und für die Saiten dreidimensionale Einstellmöglichkeiten bietet.
Zwei Humbucker liegen eingebettet in der kurvenreichen Korpus-Topographie, in der Korpusfarbe lackiert. Sie werden von Rough Crystal geliefert, und die dreibandige Aktiv-Klangregelung kommt von DaCapo. Künftig wird auch ein Dreiband-EQ mit parametrischen Mitten verfügbar sein. Falls statt einer 9-Volt-Batterie ein Akku verwendet werden soll, ist der Basslab bereits mit einer Anschlussbuchse fürs mitgelieferte Ladenetzteil ausgestattet.
Das Bedienfeld ist mit zwei separaten Volumen-Reglern für die Pickups ausgestattet, doppelstöckig sind Bass- und Höhenregler, separat dann wieder das Mitten-Poti. Der Knopf des Höhenreglers bedient gleichzeitig den Zugschalter, mit dem sich der EQ komplett abschalten lässt. Phantasievoll sind die Poti-Knöpfe gestylt, aber etwas gewöhnungsbedürftig im Zugriff.
Für Akku bzw. Batterie ist auf der Rückseite ein Klappfach angebracht. Die DaCapoElektronik geht rücksichtsvoll mit dem Saftspender um und gibt sich mit einer Stromaufnahme von nur 0,4 mA zufrieden. übrigens beschert eine durchgehende, leitfähige Kohlefaserschicht im Korpuslaminat dem Basslab eine gute Komplett-Abschirmung.

handhabung
3,5 Kilogramm sind für einen ausgewachsenen Sechssaiter, zumal in solch formenreicher Opulenz, ein Traumgewicht! Am Gurt hängt der Headless bestens ausgewogen und liegt stabil am Körper. Der Basslab spielt sich ausgesprochen leicht und besitzt eine tolle Saitenlage. Die Saitenabstände betragen am einstellbaren Steg etwa 1 7 mm, und das breite Griffbrett bietet auch temperamentvollerem Spiel ausreichend Raum. 24 Bünde sind bis zur höchsten Lage völlig ungehindert spielbar.
klangverhatten
Neben allen anderen Vorzügen bietet der Basslab-Sechssaiter aber vor allem eins: ein hervorragendes Klangverhalten! Das sensible Ansprechen, der filigrane Detailreichtum und das strahlende Sustain kann man nur als traumhaft bezeichnen. Etwas Lebendigeres, einen reicheren Ton hört man selten.
Den singenden Obertongehalt und den luftigen Bass nach Piano-String-Art kombiniert der Hohlbass mit körperstarker Resonanz und erstaunlich milder Artikulation der kritischen Drahtfrequenzen. Von ,,knallhart" kann hier keine Rede sein, wenn auch die ungemein präzise Tonansprache und das obertonstrotzende Sustain nur einer harten Konstruktion entstammen können.
Doch durch die einbezogenen Hohlkörper Resonanzen sowie gesteuert vom Materialmix wird die kühle Präzision hier überzeugend mit Wärme und Leben erfüllt. Die enorme Schwingfreude des Instruments, seine strahlende Breitbandigkeit tragen übrigens merklich zur leichten Bespielbarkeit bei. Auch ohne langes Üben entlockt man dem Basslab einen gediegenen Ton von ausgezeichneter Modulier- und Kontrollierbarkeit.
Natürlich wird derjenige, der seinen alten Preci über alles liebt, nicht unbedingt der größte Fan von Basslab werden. Schließlich liebt er seinen Holzbass genau wegen des knorrigen Charakters. Aber die vor Reichturn geradezu strotzenden Klangleistungen unseres Testbasses weisen eine neue Richtung auf, wohl ähnlich, wie es die ersten Graphitbässe früher taten, nur wie es scheint, auf einer weiterentwickelten Ebene, was das Klangverhalten betrifft.
Trotz des Hohlkörpers sind übrigens auch bei hohen Pegeln keine störenden Beeinflussungen durch Rückkopplung festzustellen. Die Humbucker von Rough Crystal übertragen den Sound des Instruments offen und gleichzeitig druckstark, mit einer fein kehligen Mittennote versehen. Der Höhenregler der DaCapo-Elektronik erfasst perfekt die blitzenden Stahlhohen für moderne Sounds, bietet aber auch milde Abdämpfungen, die den Basslab warm wie Holz rüberkommen lassen. Mitten- und Bässeregler der hier eingebauten Elektronik sind aber offenbar nicht auf die Spezialitäten dieser resonierenden Hohlkonstruktion abgestimmt, und so erscheint die in Aussicht gestellte Mitten-Parametrik auch sinnvoll.


resümee
Man kann das futuristische Design des Basslab-Sechssaiters lieben oder hassen, aber darauf kommt es hier noch nicht mal wirklich an. Denn die Formen sind beliebig, und der STD-VI ist sogar ein eher konventionelles Modell von Basslab. Mehr als überzeugend ist das unglaublich opulente Klangergebnis der Hohlkonstruktion aus Faserlaminat, beinahe überreich an allem: Sensibilität, Schwingfreude, Sustain, Obertonspektrum und - das ist das Besondere charakterstarke:, warmtönender Resonanz und Gewogenheit. Dieser toll spielbare und bemerkenswert leichte Bass ist nicht nur optisch aus einem Guss, sondern bietet auch klanglich ein homogenes Bild. Ein begeisterndes Instrument!


Plus
• Klangverhalten & Klangreichtum
• Bespielbarkeit
• Balance
• geringes Gewicht
• Ausstattung
• Verarbeitung


Minus
• Abstimmung Mitten- und Bässeregler

 

gitarre& bass 05.2001, Test: Dirk Groll