03.2003 gitarre & bass Test: Dirk Groll


Heiko Höpfinger ist mit seiner Marke Basslab der Avantgardist der Branche.
Ohne ein Gramm Holz schafft er federleichte Bass-Konstruktionen mit irren
Formen und begeisterndem Klangpotenzial.

Übersicht
Fabrikat: Basslab
Modell: STD-V
Gerätetyp: fünfsaitiger E-Bass mit Hohlkorpus
Herkunftsland: Deutschland
Mensur: 860 mm, Longscale
Hals: Einteilig mit Korpus, faserverstärktes Laminat, 24 Bünde plus Null- und SIap-Bund
Halsbrelte: Nullbund 53 mm XII. 69 mm
Saitenabstände Steg: einstellbar, Hersteller-Justierung 19 mm
Korpus: faserverstärktes Laminat einteilig mit Hals
Oberflächen: Glanzlack
Tonabnehmer: passiv; 2x Rough Crystal Humbucker
Elektronik: aktiv; BassXX-DreibandEQ mit parametrischen Mitten
Bedienfeld: 2x Volumen (Zugschalter für. Mute), Doppel-Poti Bässe/Höhen (mit Zugschalter aktiv/passiv) Mitten, Mitten-Frequenz
Batterie: ix 9 Volt
Stromaufnahme: ca. 0.6 mA
Mechaniken: schwarz; ABM-Steg mit dreidimensional justierbaren Saitenreitern und Klemm-Arretierungen, ABM Headless-Tuner und Saitenhalter, arretierbare Gurthalter.
Gewicht: ca. 3,2 kg
Vertrieb: Basslab, D-34123 Kassel
Preis: ca. 2800 EUR


Und gegenüber den Anfangstagen sind seine phantasievollen Kreationen nun auch ästhetisch gereift, wirken feingliedriger und perfekter in der Verarbeitung. Der STD-Fünfsaiter präsentiert das moderne Konzept auch optisch prägnant durch seine futuristische Form.

konstruktion
Die Laminat-Komposition auf Kohlefaserbasis wird bei Basslab um einen vorgefertigten Kern herum aufgebaut, der dann später chemisch aufgelöst wird. Dadurch ergibt sich eine Hohlkonstruktion mit großer Steife, aber bemerkenswert geringem Gewicht. Durch die Zusammenstellung der versteifenden Fasern lässt sich dabei das Klangverhalten des Hohl-Instruments fein austarieren. Eine Trennung von Hals und Korpus gibt es bei diesem interessanten Herstellungsverfahren nicht - die Basslab-Instrumente sind aus einem Stück. Während die ersten Modelle, die nach diesem Verfahren gebaut waren, in den Oberflächen noch teilweise etwas grobschlächtig wirkten, präsentiert sich unser aktuelles Testgerät homogen, in der Form filigraner und mit viel glatteren Oberflächen. Jede Methode braucht halt etwas Praxis zum Reifen, und auch die ersten Fender-Bässe sahen ja deutlich rustikaler aus als die späteren Modelle. Auffällig an diesem Fivestring ist das bis zum 13. Bund herausgezogene Korpushorn, welches dem knapp 3,2 kg leichten Instrument eine tadellose Balance am Gurt beschert. Im Griffbrett sitzen 24 Jumbobünde plus Nullbund. Ein weiteres, am Halsende schräg eingesetztes Bundstäbchen für die drei tiefsten Saiten setzt eine markante Linie der Korpus-Topographie fort und verhindert beim Slappen das Aufklatschen der Saiten auf die Kunststoffoberfläche.

ausstattung
Der Messing-Saitenhalter des Headless-Basses wurde ins Halslaminat integriert und erlaubt durch lnbus-Klemmschrauben die Verwendung normaler Saiten. Die zweiteilige Steg/Tuner-Kombination wird von ABM geliefert; durch Klemmarretierungen werden beim Steg alle justierbaren Teile festgesetzt, dreidimensionale Einstellmöglichkeiten sind für jede Saite gegeben. Die montierten Gurthalter können mit normalen Gurten benutzt werden, sind aber auch für die Sicherheits-Gurthalter nach dem Schaller-System ausgelegt.
In der Korpusdecke sitzen zwei passive Humbucker von Rough Crystal, deren Ausgangssignale über separate Volumenregler gemischt werden können. Die eingebaute BassXX-Aktivelektronik beschert zusätzlich eine große Palette differenzierter Einflussmöglichkeiten auf den Klang, alldieweil sich die Center-Frequenz des Mittenreglers bei diesem Dreiband-EQ stufenlos variieren lässt.
Eine Kontroll-LED in der Korpusdecke wacht über den Batterie-Zustand und leuchtet auf, wenn der Stromquelle der Saft auszugehen droht. Die Stromaufnahme der Schaltung ist mit ca. 0,6 mA aber bescheiden und ist somit für bis zu 800 Betriebsstunden gut. Die Batterie ist auf der Korpusrückseite in einem Klappfach untergebracht, so dass sie sich im Handumdrehen auswechseln lässt.
Per Zugschalter lässt sich vom Höhenregler aus der Aktiv-Equalizer abschalten, ein zweiter Zugschalter im Volumen-Poti des Hals-PUs dient als Stummschalter in Spielpausen. Bass- und Höhenregler sind in einem doppelstockigen Poti zusammengefasst, die beiden Regler für die Mitten-Parametrik sitzen auf separaten Plätzen.

handhabung
Am Gurt hängt der leichte Headless-Fünfsaiter so selbstverständlich und bequem, dass man ihn fast nicht bemerkt. Wegen des langen, nach hinten gebogenen Korpushorns liegt das Instrument trotzdem vorbildlich stabil und auch bei fester Gangart ruhig am Körper. Auch der Hals bietet ergonomischen Komfort der Spitzenklasse, sein flaches D-Profil liegt günstig in der Hand; für eine perfekte Bundierung spricht, dass sich hier extrem flache Saitenlagen ohne Bundscheppern einstellen lassen. Der STD-V besitzt eine standardmäßige Longscale-Mensur von 860 mm, die Saitenabstände am Steg sind auf 19 mm eingestellt.

klangverhalten
Auch die Klangbildung geht hier mit begeisternder Leichtigkeit vonstatten, jeder Ton spricht schon auf feine Streicheleinheiten sensibel und schnurrfreudig an. Das lange und spektral reichhaltige Sustain ist ebenfalls der Extraklasse zuzurechnen, die Hohlkonstruktion des Instruments sorgt für eine charaktervoll warmmittige Tonkolorierung, die schlichtweg gar nichts mit der zuweilen gnadenlosen Härte mancher Graphit-Konstruktionen zu tun hat und näher bei den Klangergebnissen hölzerner Halbresonanzbässe liegt. Das allerdings ohne deren typische Tonträgheit, der STD-V spricht mit seiner samtig-gutmütigen Flinkheit ausgesprochen lebendig an.
Der verblüffend warmtönende Nuancenreichtum des Vollresonanz-Basses wird von den hochwertigen Rough Crystal-Humbuckern in allen Feinheiten gewogen und nebengeräuschfrei übertragen. Wiederum muss hier betont werden, dass gnadenlose Härte hier außen vor bleibt und der Ton in seiner Gutmütigkeit durchaus ,,hölzerne" Qualitäten aufweist. Merkliche Unterschiede zum Holz ergeben sich jedoch in der Gleichmäßigkeit von Tonvolumen und Sustain quer übers ganze Griffbrett, auch die strahlende Obertonentwicklung mit schmatzendem Anschlag-Klack ist eine Spezialität des hohlen Laminat-Konstrukts.
Am Höhenregler lassen sich metallisch blitzende ,,Zahnarzt"-Brillanzen hinzuregeln, bei den Abdämpfungen ergibt sich hingegen ein Vintage-mäßig milder Sound wie beim alten Fender-Bass. Der Bässeregler kann mächtigen Tiefbass-Schub aktivieren, der aber so gut aufs Instrument abgestimmt ist, dass auch bei extremen Bass-Boosts die Tonkonturen fest und konkret bleiben. Beim Mittenregler ist der Anhebungsbereich so bemessen, dass man vom druckvollen Punch-Bass bis zum präsenten Attack sorglos auch maximale Einstellungen wählen darf, ohne dass die deutliche Offensive das Klangbild sprengt. Bei Abdämpfungen bietet der Mittenregler auch sehr radikale Einstellungen für ultratrockene Funk- und merwürdig technisch klingende Space-Sounds. Diese Aktivklangregelung bietet sehr effektive und vielfältige Variationsmöglichkeiten, ohne dass aber die Wirkungsbereiche der Regler so weit bemessen wären, dass die Übersichtlichkeit leiden würde:
Perfekt!

Der Vollresonanz-Sound des Basslab wirkt zwar deutlich in Form einer warmklingenden und gutmütigen Ausprägung des Toncharakters, steht aber nicht im klassischen Sinne im Vordergrund. Anders, als man es von hölzernen Bässen mit Hohlkorpus her kennt, bleibt der Ton beim Basslab stets präzise kontrollierbar, direkt und detailreich. Nur bei wirklich extremen Lautstärken tritt auch hier eine gewisse Rückkopplungs-Neigung zutage, was aber bei normaler Spielpraxis keine Probleme verursachen wird, da aufgrund einer aufwendig abgestimmten Dämpfung keine Einzelfrequenzen störend hervortreten.

resümee
Heiko Höpfingers innovatives Bass-Konzept ist über jeden Zweifel erhaben: Ergonomisch ist der STD-Fünfsaiter ein Meisterwerk und bietet maximalen Komfort in jeder Hinsicht, klanglich verblüfft die Hohlkonstruktion durch die normalerweise sich widersprechende Verbindung von warmtönender Gutmütigkeit und strahlend-filigranem Detailreichtum. Der aktuelle Test-Bass ist zudem tadellos verarbeitet und praxisgerecht ausgestattet. Auch wer den modernen Werkstoffen skeptisch gegenüber steht, sollte einen Basslab einmal antesten. Und sei es nur zur "Fortbildung" und um alte Vorurteile abzuschütteln.

Plus
• Klangverhalten / Klangreichtum
• Bespielbarkeit
• Balance
• Geringes Gewicht
• Ausstattung
• Verarbeitung


Minus
• Bei sehr hohen Pegeln Rückkopplungs-Neigung

gitarre& bass 03.2003, Test: Dirk Groll