07.2004 gitarre & bass Test: Dirk Groll

 

Eine hochwertige Aktiv-Elektronik kann den Bass-Sound gehörig aufmotzen und bietet dabei eine attraktive Varianten-Palette. Zumindest, solange die Batterie frisch ist. Damit ein leerer Saftspender nicht unerwartet den Bass lahmlegt, ist die BassXX-Schaltung mit einer Kontroll-LED ausgestattet und wirkt auch sonst sehr gründlich durchdacht.


Diplom-Ingenieur Andreas Richter hatte den BassXX Onboard Preamp für die innovativen Basslab-Instrumente entwickelt und das Aggregat zu einer Reife gebracht, die auch sehr vielversprechend für andere Bässe sein dürfte. Jetzt ist seine Aktivschaltung als Nachrüstsatz für jedermann erhältlich und passt aufgrund der extrem kompakten Bauform sogar in Instrumente, die eigentlich keinen Platz für zusätzliche Ausstattung bieten. Damit wir die BassXX problemlos mit verschiedenen Bässen antesten können, hat der Hersteller sie in eine durchsichtige Demo-Box eingebaut.

Funktionen
Um auch bei den hochohmigsten Passiv-Tonabnehmern eine verlustfreie Anpassung sicherzustellen, besitzt die BassXX mit 2 Megohm eine besonders hohe Eingangsimpedanz, so dass hier sogar Piezo-Tonabnehmer angeschlossen werden können. Die Ausgangsimpedanz von 50 Kiloohm ist hingegen für ein Aktiv-Aggregat eher hoch gewählt, wodurch der Verstärker-Eingang nicht „merkt“, dass hier eine aktive Signalquelle vorgeschaltet ist und das bewährte klangliche Zusammenspiel von Instrument, Kabelkapazität und Amp wie bei passiver Ansteuerung erhalten bleibt.
Drei Klangregelbereiche sind vorhanden: Bässe, Mitten und Höhen, wobei die Centerfrequenz des Mittenbereichs stufenlos zwischen 240 Hz und 1,1 kHz gewählt werden kann. Durch umfangreiche Hörtests mit den Basslab-Instrumenten wurden die günstigsten Frequenzbereiche für die einzelnen EQ-Bereiche ermittelt, und so greift der Bässeregler bei 20 Hz und der Höhenregler bei 6 kHz ins Klanggeschehen ein. Die Wirkungsstärken sind auf den musikalisch sinnvollen Bereich abgestimmt: In den Mitten und Höhen können Anhebungen und Dämpfungen bis zu 12 dB eingestellt werden, der Bässeregler ist mit +/-15 dB etwas pfundiger ausgelegt worden. Der Zugschalter, mit dem man in der Passiv-Einstellung die EQ-Schaltung komplett umgehen kann, ist in das doppelstöckige Poti für Bässe und Höhen integriert.
Eine kleine LED mit 3 mm Durchmesser dient als Warnanzeige für die nachlassende Batteriespannung. Rechtzeitig beginnt sie blau zu blinken, bevor die Batterie komplett entladen ist und Klangnachteile auftreten können. So hat man noch einige Spielstunden Zeit, sich um einen neuen 9-Volt-Block zu kümmern. Allerdings zeigt sich die BassXX im Stromhunger sehr bescheiden, so dass eine Alkaline-Type für rund 800 Betriebsstunden vorhält. Im Passiv-Modus wird das Tonabnehmer-Signal übrigens auch bei fehlender Batteriespannung herausgegeben.

Ausführung
Das eigentliche Schaltungsmodul ist ein abgeschirmter und vergossener Flach-Chip mit nur 32 x 25 mm Kantenlänge. Er sitzt direkt am doppelstöckigen Bass/Höhen-Poti, die beiden anderen Regler für Mittenpegel und -Frequenz sind durch ausreichend lange, abgeschirmte Anschlusskabel mit dem Chip verbunden. Die superkompakte Bauform wird durch winzige SMD-Bauteile ermöglicht, bei der Teile-Auswahl wurde besonders auf günstige Audio-Qualitäten und Rauscharmut Wert gelegt.
Während der konzentrische Doppelregler mit dem Zugschalter eine hochwertige Ausführung von MEC ist, fällt bei den nicht minder noblen Alps-Potis für den Mittenbereich die besonders kleine Gehäusegröße von ca. 10x10 mm auf, so dass man bei Bässen mit sehr engen E-Fach-Fräsungen darunter wohl auch leicht noch die Batterie unterbringen kann. Allerdings wäre es für Instrumente mit wenigen Potiplätzen sinnvoll, die beiden Regler des parametrischen Mittenbereichs ebenfalls in einem doppelstöckigen Poti zusammenzufassen, was dann als Sonderbestellung mit MEC-Poti lieferbar ist.
Die Gewindehälse der Alps-Potis erlauben die Montage in bis zu 4 mm starken Materialien (was bei Holzdecken mitunter etwas knapp sein könnte), bei den MEC-Potis beträgt die nutzbare Gewindelänge mehr als 6 mm. Die Lieferung der BassXX-Elektronik erfolgt komplett vorverdrahtet inklusive Potis, Batterieclip, Warn-LED und Ausgangsbuchse.

Klangwirkung
Zunächst fällt das günstige Nebengeräuschverhalten des BassXX-Preamps auf; absolut rauschfreie Schaltungen gibt es nicht, aber selbst bei voll aufgedrehten Klangreglern erreicht der geringe Grundgeräuschpegel des Onboard-EQs noch kein störendes Niveau, so dass man ihn auch im Studio sorglos einsetzen kann. Des weiteren ist die Unempfindlichkeit gegenüber Nebengeräusch-Einstreuungen bemerkenswert. Weil hier sowohl das Schaltungsmodul wie auch die Leitungsverbindungen bereits geschirmt sind, darf beim Bass auf eine zusätzliche Abschirmung des E-Fachs verzichtet werden.
Schaltet man von Passiv auf Aktiv, so ist hier bemerkenswerterweise kein Unterschied im Klangbild feststellbar, sofern die EQ-Regler in ihren Neutralpositionen eingetrastet sind. Das ist eine besondere Spezialität des BassXX-Preamps mit seinem relativ hochohmigen Aktiv-Ausgang. Bei manchen anderen Aktiv-EQs ändert sich nämlich beim Betätigen des Passiv/Aktiv-Schalters die Ausgangsimpedanz stark und damit die Anpassung an den Eingang der Bassanlage, was auch in Verbindung mit der vorhandenen Kapazität des Anschlusskabels subtile Klangfarbenänderungen nach sich zieht. Hier bleiben aber offenbar die Qualitäten des Instrumenten-Sounds voll erhalten und nur bewußt vorgenommene EQ-Varianten wirken sich auf das Klangbild aus.
Der Höhenregler wirkt auf spritzige Metall-Brillanzen, die sich durchaus auch sehr betont in Szene setzen lassen. Aus einem Bass mit eher weichem Grundklang kann man damit eine HiFi-mäßige Frequenzbandbreite herauskitzeln, Holzkonstruktionen lassen sich damit bis zum cleanen Graphit-Klang aufpeppen. Bei vorsichtiger Anhebung erfasst der Höhenregler in prägnanter Weise den knackigen Anschlagsklick, wirkt aber bei Abdämpfungen erstaunlich mild und rund, ohne dass der Vintage-artige Ton dann gleich zugezogen oder bedeckt rüberkäme. Wie man ja schon aus den technischen Angaben entnehmen kann, greift der Bässeregler bei kellertiefen Fundamentbässen ein. Moderne Edelbässe mit grundsätzlich straffen Konturen werden dadurch auf eine machtvolle Größe aufgepumpt, mit dieser fast schon Kontrabass-artigen Tiefbass-Entfaltung sichert man sich Autorität im Bandsound. Nur für Holz-Instrumente, die von sich aus schon etwas undifferenzierte Bässe produzieren, dürfte diese Bass-Klangregelung etwas zuviel des Guten tun.
Die ungemein konkrete und dabei kraftvolle Wirkung des Mittenreglers ist ohne Frage ein Highlight des BassXX-EQs. Nicht nur, dass der durchstimmbare Frequenzbereich alle wichtigen Charakterbereiche überstreicht, auch die Bandbreite der Wirkung wurde hier optimal auf musikalisch stimmige Wirkungen abgetrimmt. Übertrieben quäkige oder mulmige Einstellungen bleiben dadurch automatisch außen vor, man hat eine charakterstarke Palette von wohlklingend verschiedenen Mitten-Anhebungen und -Dämpfungen zur Hand.

Resümee
Diese wirkungsstarke Klangregelung scheint tatsächlich mit dem Ohr und nicht per Rechenschieber abgestimmt und überzeugt durch wohlklingende, musikalisch stimmige Variantenvielfalt. Bemerkenswerterweise tritt bei neutral eingestellten Klangreglern kein Klangunterschied zwischen passivem und aktivem Ausgangssignal auf, was ebenso wie die erfreulich geringen Nebengeräusche für die Qualität der durchdachten Schaltung spricht. Die praktische Kontroll-LED warnt rechtzeitig vor nachlassender Batteriespannung, weitere Vorteile liegen in der superkompakten Bauweise und der kompletten Abschirmung der Schaltung, die auch in enge E-Fächer problemlos hineinpasst und dort keine zusätzliche Abschirmmaßnahmen erfordert. Lediglich die etwas kurzen Gewindeachsen der winzigen Alps-Potis könnten für Bässe mit stärkeren Holzdecken nicht ausreichen, so dass man den BassXX-EQ dann besser mit Potentiometern von MEC bestellt.

Plus
Musikalisch sinnvolle, kräftige Klangwirkungen
Vorverdrahtung, Abschirmung
Nebengeräuscharmut
Batteriekontroll-LED

Minus
Relativ kurze Gewindeachsen bei Alps-Potis

Übersicht
Fabrikat: Basslab-BassXX
Modell: BassXX Bass Preamp
Gerätetyp: aktive Dreiband-Klangregelung für Bässe
Herkunftsland: Deutschland
Klangregler: Bässe, Höhen, Mittenpegel, Mittenfrequenz
Einstellbereiche: Höhen 6 kHz +/-12 dB, Mitten 240 Hz bis 1,1 kHz +/-12 dBdB, Bässe 20 Hz +/-15 dB
Eingangsimpedanz: 2 Megohm
Ausgangsimpedanz: 50 Kiloohm
Batterie: 1x 9 Volt
Stromaufnahme: ca. 0,6 mA
Besonderheiten: Batteriezustands-Anzeige per LED
Lieferumfang: vorverdrahtete Elektronik mit allen Potis, Batterie-LED, Batterieclip, Ausgangsbuchse
Vertrieb: Basslab. D-34123 Kassel
Preis: ca. € 175
Potiknöpfe konzentrisch € 6,50, Potiknopf mono € 4

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