BASS PROFESSOR 01/2002

Autor: Lars Lehmann

S O U L - B A S S

Der Jazz Bass - unendliche Vielfalt! Wir schreiben das Jahr 2002. Dies sind die Abenteuer eines Bassmodells, das mit typischem Sound und eben solcher Gestalt nun schon 40 Jahre unterwegs ist, neue Bassbauer zu finden, neue kreative Köpfe und neue Innovationen... Aber lassen wir diesen kleinen Exkurs und tauchen wir ab in unseren Test eines Jazz Bass-angelehnten Modells aus dem Hause Basslab. Nachdem nicht nur hierzulande nahezu ein jeder Bassbauer, der etwas auf sich hält, mit einem Jazz Bassinspirierten Modell in seiner Produktpalette aufwartet, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die ,,Exoten der Szene dieses Themas annehmen

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In die Riege der "Exoten" ist die Kasseler Bassschmiede Basslab allemal einzuordnen, bauen Mastermind Heiko Höpfinger und seine Getreuen doch seit Gründung der Firma ihre Schätzchen weder aus den bekannten Werkstoffen Holz oder Graphit, sondern aus einem Kunststoff-Material, das den Namen "Mixed Composite trägt.
Stellten wir in der vorletzten Ausgabe noch ein regelrechtes "Unikum mit zwei Hälsen aus dem Basslab-Stall vor, an das sich viele Leser sicher noch erinnern werden, beehrt uns Höpfinger diesmal wie gesagt mit einem Jazz Bass. Nun mag es Puristen geben, die bei diesen Zeilen mit schmerzverzerrtem Gesicht empört aufschreien: "Ein Jazz Bass - DAS Bass-Heiligtum - eine klappernde Kunststoffmöhre?!?"
Gemach, liebe Fender-Puristen! Ich verstehe eure Angst, aber dennoch möchte ich euch sanft zur Ruhe ermahnen! Denn wer Heiko Höpfinger und seine Mannen kennt, der weiß, dass ihre Instrumente alles andere als "klappernde Kunststoffmöhren" sind. Im Gegensatz zu vielen Kunststoffinstrumenten der 80er Jahre (damals erlebte der Einsatz von alternativen Werkstoffen, vor allem dem Graphit, im Bassbau seinen bisherigen Höhepunkt) sind einige Hersteller nämlich heute in der Lage, selbst aus einem Nicht-Holzinstrument einen Ton zu locken, der alles andere als klinisch, steril oder kalt ist-Attribute, die viele der damaligen Modelle zu einem mitunter traurigen Ruf verholfen haben. Und wir erinnern uns: Gerade das Unternehmen Basslab war es, das in frü heren Tests durch Instrumente von sich Reden machen konnte, die ihrer Kunststoffbeschaffenheit zum Trotz durch viel Wärme und hölzerne Knurrigkeit auffielen.
Ein weiterer Vorteil dieser Fertigungsweise ist der, dass es Basslab möglich ist, Instrumentenformen zu realisieren, die mit dem Werkstoff Holz niemals oder nur sehr schwer zu bewerkstelligen wären.

Erster Eindruck
Unser Soul-Bass verfügt natürlich nicht über ein sonderlich extravagantes Äußeres. Scheinbar ganz traditionell kommt er mit einem sehr Fender-angelehnten Design daher. Kopfplatte, Hals und Body sprechen eine deutliche (Retro-)Sprache. Innovativ ist jedoch, dass die Basslab-Instrumente "aus einem Guss' angefertigt werden. Da gibt es keinen Hals, der auf den Body geschraubt wird, und erst recht kein Griffbrett, das auf den Hals geleimt wird. Selbst das ',Quasi-Schlagbrett" wurde nicht etwa angeschraubt, sondern entpuppt sich bei näherem Hinsehen als vorgewölbter Teil des Korpus! Klar, dass der Soul bei dieser Fertigungsweise z.B. über einen Hals-/Bodyübergang verfügt, von dem jeder Schraubhals-Bass nur träumen kann.
Der gesamte Bass wurde in einer hellblauen Metallicfarbe lackiert; lediglich das "Griffbrett" mit den 20 Bünden besitzt eine glänzende schwarze Oberfläche. Nur das Feld zwischen dem 11. und 12. Bund kommt in demselben Hellblau daher wie der Rest des Instrumentes. In seiner Mitte prangt ein kleiner Bassschlüssel.
Das futuristische Firmenlogo der Company und den Schriftzug findet man an gewohnter Stelle auf der Kopfplatte, die vier Mechaniken aus dem traditionsreichen Hause Kluson beherbergt. Der Sattel besteht aus Metall und wurde unmittelbar hinter einem Nullbund in das "Mixed Composite" geschraubt. Stutzig machte mich jedoch die Öffnung für die Halsverstellschraube, die man wie bei den heutigen Fender-Bässen ebenfalls auf der Kopfplatte findet. Schließlich verfügen BasslabInstrumente - wie die meisten Kunststoffbässe nicht über eine Halsverstellschraube, wozu auch? Das Material ist um ein Vielfaches härter als Holz, so dass sich kein Hals im Normalfall jemals verziehen dürfte, es sei denn, man führt ihn versehentlich dem heimischen Kamin zu. Ein kurzer Blick brachte allerdings Licht ins Dunkel und ein von leichtem Kopfschütteln begleitetes Grinsen in mein Gesicht: Das Schraubloch ist eine Attrappe! So viel zum Thema Authentizität, Mr. Höpfinger. Hut ab!
Auf dem "Schlagbrett"-Ausläufer, der bei typischeren Jazz Bässen in der Regel aus jener kleiner Metallzunge besteht, finden sich beim Basslab fünf schwarze Dome Speed-Potis, von denen eines konzentrisch (also doppelstöckig) ausgelegt ist. Die Klinkenbuchse hat Höpfinger jedoch von diesem traditionsgemäßen Platz an die Korpusseite verbannt. Zwei Potis sind für das Volumen der beiden Rough Crystal-Humbucker aus dem Hause LeFay zuständig. Die Verwendung von Rough Crystal-Humbuckern ist übrigens erwähnenswert, steht sie doch in einem krassen Gegensatz zu dem scheinbaren 'Traditionalismus, der mir noch bei der Kopfplatte ins Auge sprang. Doch das nur am Rande...
Zwei weitere Potis bilden eine parametrische Mittensektion, und mit dem letzten (eben dem konzentrischen) können die Höhen und Bässe bearbeitet werden. Darüber hinaus kann der gesamte Bass durch Ziehen des Hals-PU-Potis stummgeschaltet werden und durch Ziehen des oberen Reglers des Doppelstöckers schaltet man das Instrument im Notfall auf Passivbetrieb um. Dies geht jedoch, wie bei den meisten Bässen, die mir in die Finger gerieten, mit einem leichten Lautstärkeverlust einher. Aber normalerweise dürfte dieser Notfall kaum eintreten, denn vor dem Halspickup findet sich eine kleine LED, die blau aufleuchtet, wenn der Saft der Batterie nur noch für ca. zwei Stunden reicht-Tolle Idee! Und von weitem sieht die LED aus wie der Kopf einer kleinen Schraube; sie fällt also in keiner Weise negativ auf.
Als Bridge kam auf "unserem Basslab eine schwarze Wilkinson zum Einsatz, die zwar einfachstes Saiteneinhängen erlaubt, leider jedoch nicht dreidimensional arettierbar ist. Heiko Höpfinger setzte mich jedoch davon in Kenntnis, dass er ansonsten werksmäßig ohnehin nur ABM-Brükken verwendet (für die dreidimensionale Arettierbarkeit bekanntermaßen "ein Klacks ist!) und dass die Verwendung der Wilkinson "aus der Not geboren war, da der ABM-Nachschub auf sich warten ließ. Also lassen wir dieses Thema auf sich beruhen...
Die Rückseite des Soul-Basses beherbergt ein mit vier Schrauben befestigtes E-Fach ' das sich bei einem Blick ins Innere sehr aufgeräumt präsentiert. Daneben liegt ein Batteriefach mit einer 9 V-Batterle, das über einen patenten Schnappverschluss verfügt, mit dem das Batteriewechseln zum Kinderspiel wird. Bei einem Stromverbrauch von 0,4 mA dürfte man diese Situation allerdings sowieso nicht allzu häufig erleben.


Bespielbarkeit/ HandIing/Sound
Ein wesentliches Moment dieses wie auch aller anderen Basslab-Instrumente ist das geringe Gewicht. Bedingt durch die Fertigungsweise bringt der Soul gerade mal drei Kilogramm auf die Waage und dürfte somit selbst lange Tanzund Top 40-Muggen anders als andere (hölzerne) Instrumente nicht zu einer Belastungsprobe für die den Gurt tragende Schulterpartie werden.
Die schmusigen Shapings bewirken, dass sich der Basslab gut an den Körper des Spielers anschmiegt. Die leichte Kopflastigkeit resultiert aus der Tatsache, dass das geringe Gewicht des Bodies dem der Kopfplatte mit ihren vier Klusons nicht wirklich viel entgegenzusetzen hat. Allerdings bewirken die großzügigen Shapings einen stabilen Sitz des Instrumentes, wenn man es vor dem Bauch hängen hat, weshalb man dem Bass dann insgesamt doch eine gute Ausbalancierung attestieren kann.
Hinsichtlich der Bespie!barkeit gibt es (wie kaum anders zu erwarten) nichts zu Meckern beim SoulBass. Das ',Quasi-Schlagbrett bewirkt einen optimalen Abstand zwischen Saiten und Korpusoberfläche, so dass die Slapkralle wie geölt über die Saiten wetzt! Die LeFays besitzen eine schöne große Oberfläche, an denen die Finger beim Pizziccatospiel ',entlangschubbern können - fast wie auf einer Gary Willis-"ramp". So etwas findet man natürlich eher selten auf einem Jazz Bass. Last but not least ist mittels des Nullbundes schon am Sattel eine erstklassige Saitenlage möglich Dieser Bass macht Spaß!
Der Hals des Basslab ist übrigens etwas dicker und auch breiter als bei einem herkömmlichen Jazz Bass, was ich persönlich jedoch eher als positiv empfinde, da man "mehr Bass in der Hand hat.
Kommen wir nun zum Sound. Zunächst spiele ich den Soul trocken, also ohne Verstärkung. Schon hier macht sich ein sehr ausgeprägtes Sustain bemerkbar, wie man es von "normalen Jazz Bässen nicht gewöhnt ist. Da war er also wieder, einer DER Vorzüge der Nicht-Holz-Instrumente. Slappt man beispielsweise ein tiefes E mit dem Daumen, hört man ein explosionsartiges metallisches Attack, auf das ein langer samtiger Ton folgt, der buchstäblich "bis Übermorgen klingt. Dieser Eindruck kann sich auch verstärkt durchaus halten, wobei ich hier überrascht bin, wieviel typischen Fender-artigen Growl der Basslab trotzdem noch zu leisten vermag. Die Potis auf '0 eingepegelt, spiele ich einen satten Slapgroove a la Marcus Miller und kann es eigentlich gar nicht fassen, wie authentisch der jüngste Zögling Heiko Höpfingers klingt.
Der Ton ist allerdings sauberer und weniger "warm als der eines hölzernen Jazz Basses. Interessanterweise stellt eben diese Sauberkeit jedoch auch eine weitere klangliche Eigenschaft unters Licht, die gemeinhin als "typisch edelbassig gilt. Was ich meine, ist eine leicht nasale 0-Färbung des Tons, die nicht zuletzt auf die relative Stegnähe des hinteren Pickups zurückzuführen ist. Obwohl diese Klangfärbung bei einigen Bassisten etwas verpönt ist, bewirkt sie im Bandkontext zusammen mit etwas gedrosselten Höhen einen 1A-Fusion-Soloton für flottes Fingerspiel. Für den typischen Jaco-Ton müsste der Pickup jedoch meiner Ansicht nach tatsächlich etwas weiter entfernt vom Steg positioniert werden. Auch käme man dann eigentlich nicht mehr um eine Singlecoil-Umschaltoption (zumindest des hinteren Humbuckers) herum. Der Halspickup hingegen klingt so, wie er klingen muss: Satt und fett, wenngleich auch er natürlich etwas gesitteter daherkommt als seine Verwandten, die in einem Holzbass Unterschlupf gefunden haben.
Am reizvollsten empfinde ich jedoch den Sound beider PUs, die zu gleichen Teilen bzw. mit einem kleinen Überhang des Hals-PUs gefahren werden. Durch den Bass- und den Höhenregler können nun natürlich noch nach Gusto tiefe und hohe Frequenzen geboostet oder gecuttet werden.
Interessant wird es, wenn man die Mitten)arametrik mit ins Spiel bringt, denn mit ihrer Hilfe kann man dem Basslab auch zu etwas mehr Knurrigkeit verhelfen. Einfach die gewünschte Frequenz heraussuchen (am besten durch einen kurzzeitigen Maximalboost der Mitten) und diese dann dem eigenen Geschmack entsprechend :eaturen. Auffällig ist jedoch, dass der Sound sich im so mehr vom typischen Jazz Bass entfernt, je mehr man die Mittenparametrik ins Spiel bringt. Also Obacht, wenn's jazzbassig sein und vor allem bleiben soll!

Fazit
Erstaunlich, wie viel hölzernen Jazz Bass-Growl der diplomierte Physiker Heiko Höpfinger und seine Mannen aus ihrem neuen Mixed Composite"Werkstoff herauszukitzeln vermögen. Der gute Sound des Soul-Basses ist gemeinsam mit den fielen weiteren positiven Attributen, wie äußerst geringes Gewicht, ausgiebige Shapings, gesundes Sustain, kräftiges Attack, erstklassige Bespielbarkeit etc., ein deutliches Argument für einen ausgiebigen Check mit Lizenz zum Verlieben! Übrigens: Ich bin mehr als gespannt auf die Fünfsaiter-Version, die auch bereits erhältlich ist!

Technische Daten:
Hersteller/Made in Basslab/Deutschland (Kassel)
Modell The Soul
Hals/Korpus/
Griffbrett Mixed Composite
Bauweise "aus einem Guss
Mensur 864 mm
Farbe ice blue metallic
Mechaniken Kluson
Brücke Wilkinson (normalerweise
werksmäßig ABM)
Elektronik Basslab BassXX.
3-Band-Klangregelung mit
parametrischen Mitten, inte-
grierte LED zur Batteriekon-
trolle (blinkt bei nur noch zwei
Stunden Spielzeit), 9 Volt.
Stromverbrauch 0,4 mA
Pickups 2x Le Fay Rough Crystal-
Humbucker
TA-Abstand Hals-PU: 135 mm
von Brücke Steg-PU 30 mm
Korpusausführung Heavy Erhältlich ist
optional auch eine noch leich-
tere Variante.
Gewicht 3 kg
Preis ca. 2.500,- Euro
(ca. 4.900,- DM)
Lieferumfang Gigbag


Autor: Lars Lehmann

BASS PROFESSOR 01/2002