Der Jazz Bass - unendliche Vielfalt! Wir schreiben das Jahr 2002. Dies sind die Abenteuer eines Bassmodells, das mit typischem Sound und eben solcher Gestalt nun schon 40 Jahre unterwegs ist, neue Bassbauer zu finden, neue kreative Köpfe und neue Innovationen... Aber lassen wir diesen kleinen Exkurs und tauchen wir ab in unseren Test eines Jazz Bass-angelehnten Modells aus dem Hause Basslab. Nachdem nicht nur hierzulande nahezu ein jeder Bassbauer, der etwas auf sich hält, mit einem Jazz Bassinspirierten Modell in seiner Produktpalette aufwartet, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die ,,Exoten der Szene dieses Themas annehmen
.
In die Riege der "Exoten" ist die Kasseler Bassschmiede Basslab allemal
einzuordnen, bauen Mastermind Heiko Höpfinger und seine Getreuen doch seit
Gründung der Firma ihre Schätzchen weder aus den bekannten Werkstoffen
Holz oder Graphit, sondern aus einem Kunststoff-Material, das den Namen "Mixed
Composite trägt.
Stellten wir in der vorletzten Ausgabe noch ein regelrechtes "Unikum mit
zwei Hälsen aus dem Basslab-Stall vor, an das sich viele Leser sicher noch
erinnern werden, beehrt uns Höpfinger diesmal wie gesagt mit einem Jazz
Bass. Nun mag es Puristen geben, die bei diesen Zeilen mit schmerzverzerrtem
Gesicht empört aufschreien: "Ein Jazz Bass - DAS Bass-Heiligtum -
eine klappernde Kunststoffmöhre?!?"
Gemach, liebe Fender-Puristen! Ich verstehe eure Angst, aber dennoch möchte
ich euch sanft zur Ruhe ermahnen! Denn wer Heiko Höpfinger und seine Mannen
kennt, der weiß, dass ihre Instrumente alles andere als "klappernde
Kunststoffmöhren" sind. Im Gegensatz zu vielen Kunststoffinstrumenten
der 80er Jahre (damals erlebte der Einsatz von alternativen Werkstoffen, vor
allem dem Graphit, im Bassbau seinen bisherigen Höhepunkt) sind einige
Hersteller nämlich heute in der Lage, selbst aus einem Nicht-Holzinstrument
einen Ton zu locken, der alles andere als klinisch, steril oder kalt ist-Attribute,
die viele der damaligen Modelle zu einem mitunter traurigen Ruf verholfen haben.
Und wir erinnern uns: Gerade das Unternehmen Basslab war es, das in frü
heren Tests durch Instrumente von sich Reden machen konnte, die ihrer Kunststoffbeschaffenheit
zum Trotz durch viel Wärme und hölzerne Knurrigkeit auffielen.
Ein weiterer Vorteil dieser Fertigungsweise ist der, dass es Basslab möglich
ist, Instrumentenformen zu realisieren, die mit dem Werkstoff Holz niemals oder
nur sehr schwer zu bewerkstelligen wären.
Erster Eindruck
Unser Soul-Bass verfügt natürlich nicht über ein sonderlich extravagantes
Äußeres. Scheinbar ganz traditionell kommt er mit einem sehr Fender-angelehnten
Design daher. Kopfplatte, Hals und Body sprechen eine deutliche (Retro-)Sprache.
Innovativ ist jedoch, dass die Basslab-Instrumente "aus einem Guss' angefertigt
werden. Da gibt es keinen Hals, der auf den Body geschraubt wird, und erst recht
kein Griffbrett, das auf den Hals geleimt wird. Selbst das ',Quasi-Schlagbrett"
wurde nicht etwa angeschraubt, sondern entpuppt sich bei näherem Hinsehen
als vorgewölbter Teil des Korpus! Klar, dass der Soul bei dieser Fertigungsweise
z.B. über einen Hals-/Bodyübergang verfügt, von dem jeder Schraubhals-Bass
nur träumen kann.
Der gesamte Bass wurde in einer hellblauen Metallicfarbe lackiert; lediglich
das "Griffbrett" mit den 20 Bünden besitzt eine glänzende
schwarze Oberfläche. Nur das Feld zwischen dem 11. und 12. Bund kommt in
demselben Hellblau daher wie der Rest des Instrumentes. In seiner Mitte prangt
ein kleiner Bassschlüssel.
Das futuristische Firmenlogo der Company und den Schriftzug findet man an gewohnter
Stelle auf der Kopfplatte, die vier Mechaniken aus dem traditionsreichen Hause
Kluson beherbergt. Der Sattel besteht aus Metall und wurde unmittelbar hinter
einem Nullbund in das "Mixed Composite" geschraubt. Stutzig machte
mich jedoch die Öffnung für die Halsverstellschraube, die man wie
bei den heutigen Fender-Bässen ebenfalls auf der Kopfplatte findet. Schließlich
verfügen BasslabInstrumente - wie die meisten Kunststoffbässe nicht
über eine Halsverstellschraube, wozu auch? Das Material ist um ein Vielfaches
härter als Holz, so dass sich kein Hals im Normalfall jemals verziehen
dürfte, es sei denn, man führt ihn versehentlich dem heimischen Kamin
zu. Ein kurzer Blick brachte allerdings Licht ins Dunkel und ein von leichtem
Kopfschütteln begleitetes Grinsen in mein Gesicht: Das Schraubloch ist
eine Attrappe! So viel zum Thema Authentizität, Mr. Höpfinger. Hut
ab!
Auf dem "Schlagbrett"-Ausläufer, der bei typischeren Jazz Bässen
in der Regel aus jener kleiner Metallzunge besteht, finden sich beim Basslab
fünf schwarze Dome Speed-Potis, von denen eines konzentrisch (also doppelstöckig)
ausgelegt ist. Die Klinkenbuchse hat Höpfinger jedoch von diesem traditionsgemäßen
Platz an die Korpusseite verbannt. Zwei Potis sind für das Volumen der
beiden Rough Crystal-Humbucker aus dem Hause LeFay zuständig. Die Verwendung
von Rough Crystal-Humbuckern ist übrigens erwähnenswert, steht sie
doch in einem krassen Gegensatz zu dem scheinbaren 'Traditionalismus, der mir
noch bei der Kopfplatte ins Auge sprang. Doch das nur am Rande...
Zwei weitere Potis bilden eine parametrische Mittensektion, und mit dem letzten
(eben dem konzentrischen) können die Höhen und Bässe bearbeitet
werden. Darüber hinaus kann der gesamte Bass durch Ziehen des Hals-PU-Potis
stummgeschaltet werden und durch Ziehen des oberen Reglers des Doppelstöckers
schaltet man das Instrument im Notfall auf Passivbetrieb um. Dies geht jedoch,
wie bei den meisten Bässen, die mir in die Finger gerieten, mit einem leichten
Lautstärkeverlust einher. Aber normalerweise dürfte dieser Notfall
kaum eintreten, denn vor dem Halspickup findet sich eine kleine LED, die blau
aufleuchtet, wenn der Saft der Batterie nur noch für ca. zwei Stunden reicht-Tolle
Idee! Und von weitem sieht die LED aus wie der Kopf einer kleinen Schraube;
sie fällt also in keiner Weise negativ auf.
Als Bridge kam auf "unserem Basslab eine schwarze Wilkinson zum Einsatz,
die zwar einfachstes Saiteneinhängen erlaubt, leider jedoch nicht dreidimensional
arettierbar ist. Heiko Höpfinger setzte mich jedoch davon in Kenntnis,
dass er ansonsten werksmäßig ohnehin nur ABM-Brükken verwendet
(für die dreidimensionale Arettierbarkeit bekanntermaßen "ein
Klacks ist!) und dass die Verwendung der Wilkinson "aus der Not geboren
war, da der ABM-Nachschub auf sich warten ließ. Also lassen wir dieses
Thema auf sich beruhen...
Die Rückseite des Soul-Basses beherbergt ein mit vier Schrauben befestigtes
E-Fach ' das sich bei einem Blick ins Innere sehr aufgeräumt präsentiert.
Daneben liegt ein Batteriefach mit einer 9 V-Batterle, das über einen patenten
Schnappverschluss verfügt, mit dem das Batteriewechseln zum Kinderspiel
wird. Bei einem Stromverbrauch von 0,4 mA dürfte man diese Situation allerdings
sowieso nicht allzu häufig erleben.
Bespielbarkeit/ HandIing/Sound
Ein wesentliches Moment dieses wie auch aller
anderen Basslab-Instrumente ist das geringe Gewicht. Bedingt durch die Fertigungsweise
bringt der Soul gerade mal drei Kilogramm auf die Waage und dürfte somit
selbst lange Tanzund Top 40-Muggen anders als andere (hölzerne) Instrumente
nicht zu einer Belastungsprobe für die den Gurt tragende Schulterpartie
werden.
Die schmusigen Shapings bewirken, dass sich der Basslab gut an den Körper
des Spielers anschmiegt. Die leichte Kopflastigkeit resultiert aus der Tatsache,
dass das geringe Gewicht des Bodies dem der Kopfplatte mit ihren vier Klusons
nicht wirklich viel entgegenzusetzen hat. Allerdings bewirken die großzügigen
Shapings einen stabilen Sitz des Instrumentes, wenn man es vor dem Bauch hängen
hat, weshalb man dem Bass dann insgesamt doch eine gute Ausbalancierung attestieren
kann.
Hinsichtlich der Bespie!barkeit gibt es (wie kaum anders zu erwarten) nichts
zu Meckern beim SoulBass. Das ',Quasi-Schlagbrett bewirkt einen optimalen Abstand
zwischen Saiten und Korpusoberfläche, so dass die Slapkralle wie geölt
über die Saiten wetzt! Die LeFays besitzen eine schöne große
Oberfläche, an denen die Finger beim Pizziccatospiel ',entlangschubbern
können - fast wie auf einer Gary Willis-"ramp". So etwas findet
man natürlich eher selten auf einem Jazz Bass. Last but not least ist mittels
des Nullbundes schon am Sattel eine erstklassige Saitenlage möglich Dieser
Bass macht Spaß!
Der Hals des Basslab ist übrigens etwas dicker und auch breiter als bei
einem herkömmlichen Jazz Bass, was ich persönlich jedoch eher als
positiv empfinde, da man "mehr Bass in der Hand hat.
Kommen wir nun zum Sound. Zunächst spiele ich den Soul trocken, also ohne
Verstärkung. Schon hier macht sich ein sehr ausgeprägtes Sustain bemerkbar,
wie man es von "normalen Jazz Bässen nicht gewöhnt ist. Da war
er also wieder, einer DER Vorzüge der Nicht-Holz-Instrumente. Slappt man
beispielsweise ein tiefes E mit dem Daumen, hört man ein explosionsartiges
metallisches Attack, auf das ein langer samtiger Ton folgt, der buchstäblich
"bis Übermorgen klingt. Dieser Eindruck kann sich auch verstärkt
durchaus halten, wobei ich hier überrascht bin, wieviel typischen Fender-artigen
Growl der Basslab trotzdem noch zu leisten vermag. Die Potis auf '0 eingepegelt,
spiele ich einen satten Slapgroove a la Marcus Miller und kann es eigentlich
gar nicht fassen, wie authentisch der jüngste Zögling Heiko Höpfingers
klingt.
Der Ton ist allerdings sauberer und weniger "warm als der eines hölzernen
Jazz Basses. Interessanterweise stellt eben diese Sauberkeit jedoch auch eine
weitere klangliche Eigenschaft unters Licht, die gemeinhin als "typisch
edelbassig gilt. Was ich meine, ist eine leicht nasale 0-Färbung des Tons,
die nicht zuletzt auf die relative Stegnähe des hinteren Pickups zurückzuführen
ist. Obwohl diese Klangfärbung bei einigen Bassisten etwas verpönt
ist, bewirkt sie im Bandkontext zusammen mit etwas gedrosselten Höhen einen
1A-Fusion-Soloton für flottes Fingerspiel. Für den typischen Jaco-Ton
müsste der Pickup jedoch meiner Ansicht nach tatsächlich etwas weiter
entfernt vom Steg positioniert werden. Auch käme man dann eigentlich nicht
mehr um eine Singlecoil-Umschaltoption (zumindest des hinteren Humbuckers) herum.
Der Halspickup hingegen klingt so, wie er klingen muss: Satt und fett, wenngleich
auch er natürlich etwas gesitteter daherkommt als seine Verwandten, die
in einem Holzbass Unterschlupf gefunden haben.
Am reizvollsten empfinde ich jedoch den Sound beider PUs, die zu gleichen Teilen
bzw. mit einem kleinen Überhang des Hals-PUs gefahren werden. Durch den
Bass- und den Höhenregler können nun natürlich noch nach Gusto
tiefe und hohe Frequenzen geboostet oder gecuttet werden.
Interessant wird es, wenn man die Mitten)arametrik mit ins Spiel bringt, denn
mit ihrer Hilfe kann man dem Basslab auch zu etwas mehr Knurrigkeit verhelfen.
Einfach die gewünschte Frequenz heraussuchen (am besten durch einen kurzzeitigen
Maximalboost der Mitten) und diese dann dem eigenen Geschmack entsprechend :eaturen.
Auffällig ist jedoch, dass der Sound sich im so mehr vom typischen Jazz
Bass entfernt, je mehr man die Mittenparametrik ins Spiel bringt. Also Obacht,
wenn's jazzbassig sein und vor allem bleiben soll!
Fazit
Erstaunlich, wie viel hölzernen Jazz Bass-Growl der diplomierte Physiker
Heiko Höpfinger und seine Mannen aus ihrem neuen Mixed Composite"Werkstoff
herauszukitzeln vermögen. Der gute Sound des Soul-Basses ist gemeinsam
mit den fielen weiteren positiven Attributen, wie äußerst geringes
Gewicht, ausgiebige Shapings, gesundes Sustain, kräftiges Attack, erstklassige
Bespielbarkeit etc., ein deutliches Argument für einen ausgiebigen Check
mit Lizenz zum Verlieben! Übrigens: Ich bin mehr als gespannt auf die Fünfsaiter-Version,
die auch bereits erhältlich ist!
Technische Daten:
Hersteller/Made in Basslab/Deutschland (Kassel)
Modell The Soul
Hals/Korpus/
Griffbrett Mixed Composite
Bauweise "aus einem Guss
Mensur 864 mm
Farbe ice blue metallic
Mechaniken Kluson
Brücke Wilkinson (normalerweise
werksmäßig ABM)
Elektronik Basslab BassXX.
3-Band-Klangregelung mit
parametrischen Mitten, inte-
grierte LED zur Batteriekon-
trolle (blinkt bei nur noch zwei
Stunden Spielzeit), 9 Volt.
Stromverbrauch 0,4 mA
Pickups 2x Le Fay Rough Crystal-
Humbucker
TA-Abstand Hals-PU: 135 mm
von Brücke Steg-PU 30 mm
Korpusausführung Heavy Erhältlich ist
optional auch eine noch leich-
tere Variante.
Gewicht 3 kg
Preis ca. 2.500,- Euro
(ca. 4.900,- DM)
Lieferumfang Gigbag
Autor: Lars Lehmann